Ordensanregung Flüpke
Update März 2024 - Absage: In einem Schreiben der Senatskanzlei vom 13.03.2024 wurden mir erklärt, dass kein Order vergeben wird. Schade, aber einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Hier der Wortlaut des Schreibens:
„[…] Ich stimme Ihnen zu, dass die von Ihnen dargestellten Verdienste von […] hohe Anerkennung verdienen. Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass die umfangreiche Ordensprüfung ergeben hat, dass die in den Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geforderten Voraussetzungen für die Verleihung nicht gegeben sind. […]“
Das unten aufgeführte Schreiben habe ich an das Bundespräsidialamt gerichtet. Es handelt sich um eine Ordensanregung. Diese habe ich am 23. Januar 2023 über das Onlineformular eingereicht.
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Hiermit schlage ich, David Beck, Carl Fabian Lüpke aus Berlin für einen Verdienstorden vor. Durch seine ehrenamtliche Tätigkeit konnten die gesetzlichen Krankenkassen Millionen einsparen. Darüber hinaus werden Tonnen von Elektroschrott vermieden.
Im Folgenden werde ich auf die vorgeschlagene Person – Carl Fabian Lüpke – eingehen und ihre Verdienste in einem konkreten Fall beschreiben. Danach werde ich weitere Tätigkeiten von Lüpke und sein digitales Engagement im Allgemeinen darstellen. Daran anschließend, nenne ich Institutionen, welche zur Bewertung des Engagements weitere Informationen liefern können. Es folgt eine Auflistung externer Quellen.
Ich reiche diese Anregung über das Onlineformular des Bundes ein. Dieses Formular erlaubt keine Formatierungen. Sie können den Text deshalb auch in formatierter Form online unter davidbeck.online/post/2023-01_fluepke (eben diese Website) finden.
Flüpke
Carl Fabian Lüpke bittet darum, „Flüpke“ genannt zu werden, was ich im Rest des Dokumentes tun werde.
Ich kenne Flüpke nicht persönlich. Laut seines Onlineauftritts lebt er in Berlin. In den Sozialen Medien findet man ihn auf Mastodon (https://chaos.social/@fluepke) und LinkedIn (https://www.linkedin.com/in/administratorlogin).
„Konnektoren-Hack“ spart den Krankenkassen Millionen
Aktueller Anlass meiner Ordensanregung ist die ehrenamtliche Tätigkeit von Flüpke zu den sogenannten „Konnektoren“. Durch sein Engagement hat Flüpke den Beitragszahlenden der Krankenkassen in Deutschland voraussichtlich mehrere hundert Millionen Euro gespart und die Umwelt vor vielen Tonnen Elektroschrott bewahrt.
Als „Konnektoren“ werden spezielle Router bezeichnet, welche die sichere Kommunikation zwischen Arztpraxen, Apotheken und anderen Institutionen des Gesundheitswesens ermöglichen sollen. Dafür werden zeitlich beschränkte Sicherheitszertifikate verwendet. Aktuell verlangt der größte Hersteller für Konnektoren von den Arztpraxen einen Austausch der Geräte, auf denen die genannten Zertifikate bis August 2023 ablaufen werden. Ein abgelaufenes Zertifikat würde die Sicherheit der Kommunikation negativ beeinflussen. In Fachkreisen wird ein solches Hardware-Ablaufdatum als “Geplante Obsoleszenz” bezeichnet.
In Deutschland sind etwa 130.000 Konnektoren im Einsatz. Ein Neugerät kostet etwa 2.300 Euro. Insgesamt soll der Austausch der Geräte aufgrund abgelaufener Zertifikate soll schätzungsweise 300 Millionen Euro kosten. Die Krankenkassen erstatten den Arztpraxen die Kosten für den Austausch und geben diese an ihre Mitglieder weiter. Demnach bezahlen am Ende die Beitragszahler der Krankenkassen den Austausch. Dies sind derzeit etwa 87% der deutschen Bevölkerung.
Ein Konnektor wiegt zwischen 600 und 900 Gramm. Bei der Gesamtzahl der Geräte ergibt sich demnach ein Gewicht von mehr als 100 Tonnen Elektroschrott.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die drei Hersteller von Konnektoren (Secunet Security Networks , CompuGroup Medical, Research Industrial Systems Engineering) das Thema unterschiedlich handhaben. Die Firma CompuGroup Medical (CGM) - mit mehr als 50 Prozent Marktanteil der größte Hersteller von Konnektoren - besteht auf den Hardwareaustausch. Die beiden anderen Firmen tauschen die genannten Zertifikate über ein günstiges Softwareupdate aus (1).
Flüpke eignete sich Wissen an, um sowohl die Hardware als auch die Software der Konnektoren zu verstehen. Er konnte nachweisen, dass der Austausch der Geräte nicht notwendig ist, um die erwähnten Sicherheitszertifikate zu erneuern (4). Flüpke bestätigte einen Verdacht, der bereits im Raum stand, aber der Beweis noch fehlte. Ein großer Teil der Kosten und aller unnötiger Schrott ließen sich durch ein Software-Update vermeiden. Flüpke hat die hierfür notwendige Software in Zusammenarbeit mit Kollegen erstellt und kostenlos online veröffentlicht (https://github.com/Fluepke/konnektor-patch) (2).
Die Arbeit von Flüpke hat das sehr spezifische Thema der Konnektoren und deren Austausch in die Öffentlichkeit gebracht. Renommierte Medien, beispielsweise das Handelsblatt und Die Zeit, haben über das Thema berichtet. Dadurch entstand Druck auf die Hersteller der Konnektoren und die Nationale Agentur für Digitale Medizin (Gematik GmbH), die für die Vorgaben und Vergabe dieser Technik verantwortlich ist. Vermutlich wird sich noch nichts am Austausch von 35.441 Geräten der Firma CGM bis März 2023 ändern (3), für die Zukunft wurden jedoch Verbesserungen versprochen. So wurde beispielsweise die Spezifikation für Konnektoren so angepasst, dass Hersteller zukünftig zu Software-Updates verpflichtet sind (5). Mittelfristig soll laut Gematik GmbH eine neue Infrastruktur mit weniger Hardware-Komponenten aufgebaut werden.
Die Süddeutsche Zeitung geht aktuell davon aus, dass durch die Anpassungen bei Herstellern und Spezifikation statt 300 Millionen, “nur” noch 85 Millionen verschwendet werden (7). Und auch wenn noch nicht klar ist, welche Kosten und wie viel Schrott die Arbeit von Flüpke in den kommenden Jahren einsparen wird, wird zumindest die Dimension seines Engagements deutlich. Aus diesem Grund spreche ich mich für eine öffentliche Würdigung seiner Arbeit aus.
Engagement im digitalen Raum
Das Engagement von Flüpke im digitalen Raum geht weit über die oben beschriebene Arbeit hinaus. Flüpke steht dem Bundestag als Sachverständiger in IT-Fragen beratend zur Seite. In dieser Funktion äußert sich Flüpke zu Themen wie der digitalen Identität von Bürgern (6) oder auch dem elektronischen Rezept.
Meiner Meinung nach ist Flüpkes ehrenamtlicher Einsatz ein ideales Beispiel für eine neue Form des sozialen Engagements – das Engagement im digitalen Raum. Die Arbeit in diesem Bereich ist komplex und für viele Menschen auch befremdlich. Mit voranschreitender Digitalisierung gewinnt diese Form des Engagements jedoch immer weiter an Bedeutung und muss auch Anerkennung finden. Ich denke, eine Auszeichnung von Flüpke hätte eine Signalwirkung für unsere Gesellschaft.
Referenzpersonen und -organisationen
Um die beschriebenen Tätigkeiten von Flüpke einschätzen und bewerten zu können, schlage ich folgende drei Organisationen vor: 1/ Chaos Computer Club 2/ Gematik GmbH 3/ Ausschuss für Digitales des Bundestags. Diese werden in diesem Abschnitt kurz beschrieben.
1/ Chaos Computer Club: Flüpkes Arbeiten zu den erwähnten Konnektoren wurden durch den Chaos Computer Club (CCC) veröffentlicht. Nach meinen Kenntnissen ist Flüpke dort aktives Mitglied. Ich denke, der CCC könnte dabei helfen, die Arbeiten von Flüpke in ihrer technischen Schwierigkeit und sachlichen Tragweite einzuordnen.
2/ Gematik GmbH: Durch die Arbeiten und Veröffentlichungen zu den Konnektoren hat Flüpke die Hersteller der Produkte, aber auch die Gematik GmbH als organisierende Einheit in die Kritik gebracht. Die Gematik GmbH sollte ebenfalls zur Technik und der Bedeutung von Flüpkes Tätigkeiten Stellung nehmen dürfen. Die Anpassung der Konnektoren-Spezifikation im Dezember 2022 ist bemerkenswert.
3/ Ausschuss für Digitales des Bundestags: Mitarbeiter des Ausschusses könnten gegebenenfalls Einschätzungen zu den Arbeiten Flüpkes außerhalb der erwähnten Konnektoren geben. Dies könnte das langjährige und breite Engagement von Flüpke unterstreichen und das Bild vervollständigen.
Mit freundlichen Grüßen
David Beck (23.01.2023)
Quellen
1/ zeit.de (2022-10-15)
“300 Millionen Euro Krankenkassenbeiträge für die Elektroschrott-Tonne” https://www.zeit.de/digital/2022-10/gematik-konnektor-arztpraxis-chaos-computer-club-krankenkassen/komplettansicht
2/ Chaos Computer Club (2022-10-15)
“Chaos Computer Club spart dem Gesundheitssystem 400 Millionen Euro” https://www.ccc.de/de/updates/2022/konnektoren-400-millionen-geschenk
3/ heise.de (2023-01-06)
“Gematik stimmt Laufzeitverlängerung per Software-Update zu” https://www.heise.de/news/Gematik-stimmt-Laufzeitverlaengerung-im-Gesundheitswesen-per-Software-Update-zu-7435138.html
4/ heise.de (2022-10-14)
“Gesundheitsnetz: CCC-Hacker entschlüsseln TI-Konnektor von CompuGroup Medical” https://www.heise.de/news/Gesundheitsnetz-CCC-Hacker-entschluesseln-TI-Konnektor-von-CompuGroup-Medical-7305512.html
5/ gematik.de (2022-12-09)
“Laufzeitverlängerung via Software-Update wieder in der Konnektor-Spezifikation” https://www.gematik.de/newsroom/news-detail/laufzeitverlaengerung-via-software-update-wieder-in-der-konnektor-spezifikation
6/ bundestag.de (2022-07-04)
“Stellungnahme zur Anhörung Digitale Identitäten” https://www.bundestag.de/resource/blob/901724/67441ef0b9ead7f9f09f15cc524226ad/Fluepke-Carl-Fabian-Luepke–data.pdf
7/ süddeutsche.de (2022-01-20)
“Bohrender Ärger: Warum Zahnärzten der Kragen platzt” https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/konnektoren-zahnaerzte-anzeige-1.5734874 0 comments on commit 4b49cb4